Die wohl einfachste Art und Weise für uns, eine Unterkunft zu finden, sind Buchungsplattformen wie Booking.com und Airbnb. Mit ein paar Klicks findet man überall auf der Welt eine Vielzahl von Unterkünften, die den meisten Reisenden in Sachen Komfort, Lage und Preis entgegenkommen. Eine andere Möglichkeit ist unser Zelt, das immer in unserem Rucksack dabei ist und nicht mehr als eine halbwegs ebene Grundfläche von 2 x 2 Metern erfordert (wenn du ultraleicht unterwegs sein möchtest, können wir dir das MSR Hubba Hubba NX 2 Personen Zelt* empfehlen). Oft wird man auch eingeladen, wenn man Einheimische fragt, ob man sein Zelt in der Nähe aufstellen darf oder seinen Roller parken möchte, um zu Fuß in entlegenere Gebiete zu wandern. Die am häufigsten von uns gewählte Übernachtunsgmöglichkeit ist jedoch Couchsurfing. Die Plattform bietet nicht nur eine kostengünstige Alternative zu Hotels, sondern auch die Möglichkeit, einen Ort durch die Augen eines Einheimischen zu erleben. In diesem Artikel zeigen wir dir, welche Vorteile und Nutzen Couchsurfing dir konkret bietet und wie du damit deine Reise unvergesslich machst.
Was ist Couchsurfing?
Couchsurfing ist eine Plattform, bei der Nutzer überall auf der Welt nach Unterkünften – einer Couch zum Surfen – suchen können. Die Idee dahinter ist jedoch keineswegs sich das Geld für ein Hostel oder Hotel zu sparen, sondern mit den Gastgebern in Kontakt zu treten, über die jeweilige Kultur zu lernen und abseits des Massentourismus mehr über ein Land zu lernen. Anonyme Städte und Orte werden so zu einem „home away from home“. Der Austausch, der dabei stattfindet, ist kein finanzieller, sondern ein kultureller. Das kann alles ein, vom Kochen für deine Gastgeber, über Helfen bei Haus- und Gartenarbeiten bis hin zu Geschichten erzählen aus deiner Heimat oder von deiner letzten Reise. Neben der Suche für eine Übernachtungsmöglichkeit, gibt es auf Couchsurfing auch sogenannte „Hangouts“, wo man sich mit anderen Reisenden zu unterschiedlichen Aktivitäten treffen kann. In Tallinn, Estland erstellten wir beispielsweise selber ein Hangout, an dem wir mit Locals aus der Stadt und anderen Reisenden Mittsommer auf einem Festival feierten.
Glaubenssätze über Couchsurfing
Bevor wir uns den Vorteilen von Couchsurfing widmen, möchten wir zunächsten auf einige gängige Glaubenssätze und Vorbehalte eingehen, die Reisende wie dich eventuell davon abhalten, die Plattform zu nutzen. Immer wieder hören wir von anderen, dass sie die folgenden Hürden von Couchsurfing abschrecken:
- Sicherheitsbedenken & mangelndes Vertrauen: Viele Reisende haben Angst, bei wildfremden Menschen zu übernachten und sich dadurch in Gefahr zu bringen. Du weißt nicht, wer dich bei Couchsurfing aufnehmen wird und ob du dich wohl fühlen wirst. Das ist verständlich! Couchsurfing basiert auf Vertrauen und das Vertrauen in eine unbekannte Person aufzubauen, kann schwierig sein. Die Bewertungen der Gastgeber und Surfer sind hier die wichtigste Währung. Sie geben dir Auskunft über positive und negative Erfahrungen anderer und können dir somit einen ersten Eindruck vermitteln. Dein Bauchgefühl muss stimmen. Deshalb ist es auch so wichtig, dein Profil so detailliert und gewissenhaft wie möglich auszufüllen und es mit aussagekräftigen und freundlichen Bildern zu unterstützen, um anderen Gastgebern oder Surfern einen vertrauenswürdigen Eindruck von dir zu verschaffen. Auch du musst bedenken, dass dich potenzielle Gastgeber als fremde Person zu sich nach Hause einladen und ein gutes Gefühl haben müssen. Couchsurfing gibt dir die Möglichkeit, dich vorher mit deinem Gastgeber auszutauschen und alles zu klären, was du vor deiner Ankunft wissen möchtest. Vielleicht hast du sogar Freunde oder Bekannte, oder kennst andere Reisende anhand der Referenzen, die schon einmal bei diesem Gastgeber übernachtet haben und dir ihre Erfahrungen mitteilen können. Als alleinreisende Frau könntest du nach weiblichen Gastgebern, Paaren oder Familien filtern, um dir ein stärkeres Sicherheitsgefühl zu geben.
- Schlechte Erfahrungen: Schwarze Schafe gibt es überall. Es gibt immer wieder Berichte von Reisenden, die bei Couchsurfing schlechte Erfahrungen gemacht haben. Grundsätzlich hat die Plattform viele Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um zu gewährleisten, dass du bei vertrauenswürdigen Gastgebern untergebracht bist. Mitglieder mit schlechten Absichten können angezeigt und von der Plattform ausgeschlossen werden. Um andere Reisende über bestimmte Vorfälle zu informieren, ist es sehr wichtig, negative Erfahrungen in der Bewertung hervorzuheben. Dies ist insbesondere für alleinreisende Frauen von Bedeutung.
- Deine Komfortzone verlassen: Couchsurfing erfordert von dir, deine Komfortzone zu verlassen und dich auf neue Erfahrungen einzulassen. Aber ist nicht genau das der Reiz an einer Reise? Du wirst interessante, neue Leute und Perspektiven kennenlernen, und dich in einzigartigen Situationen wiederfinden, die du dir niemals hättest vorstellen können.
- Mangelnde Privatsphäre: Bei Couchsurfing teilt man sich oft ein Zimmer mit anderen Personen oder muss das Sofa im Wohnzimmer teilen, was für manche Reisende unangenehm sein kann. Grundsätzlich kannst du durch die Filteroption die Art der Unterkunft spezifizieren und z.B. nur nach Gastgebern suchen, die dir ein eigenes Zimmer zur Verfügung stellen können. Für uns gehört er zu unserem Standardfilter, da wir als Paar reisen. Die Unterkunftssituation hängt auch sehr stark vom Reiseland ab. In Indien und Pakistan hatten wir meistens ein privates Zimmer, meist mit eigenem Badezimmer. In Osteuropa schliefen wir meist auf Ausziehsofas im Wohnzimmer. Deine eigene Erwartungshaltung kommt hier ins Spiel, ebenso wie die Frage, wie sehr du bereit bist, deine Komfortzone zu verlassen. Um es in Anthony Bourdains Worten zu sagen: „Wenn du körperlich fit, wissbegierig, und darauf aus bist, besser zu werden, dann empfehle ich dir zu reisen – so weit und so fern wie möglich. Schlafe auf dem Boden, wenn es sein muss.“
- Sprachbarrieren: Vielleicht machst du dir Sorgen, dass du die Sprache deines Gastgebers nicht sprechen wirst. Auch hier gibt es Lösungen! Lade dir Google Translate vor deiner Reise herunter, auch für den offline Modus. Im Iran haben wir schon die tiefgründigsten Gespräche nur über Google Translate geführt. Du könntest die Gelegenheit auch nutzen, um die Grundlagen einer Sprache mithilfe deines Gastgebers zu erlernen oder deine Sprachkenntnisse aufzufrischen oder gar zu erweitern (wie war das noch mit deinem Schulfranzösisch ;-)). Du könntest zum Einstieg aber auch nur nach Gastgebern suchen, die deine eigene Sprache sprechen. Grundsätzlich muss man anerkennen, dass man sich in der Couchsurfing Community in einer gewissen Blase bewegt, denn die allermeisten hier sprechen Englisch und bringen somit einen gewissen Bildungsgrad mit.
Eine gesunde Portion Skepsis gehört zum Reiseleben dazu. Das erste Mal couchsurfen mag dich viel Überwindung kosten und es ist verständlich Bedenken zu haben. In den folgenden Abschnitten möchten wir dir anhand von Beispielen zeigen, welche zahlreichen Vorteile Couchsurfing birgt, die die vermeintlichen Risiken und Aufwand allemal wert sind.
1. Entdecke einen Ort durch die Augen der Einheimischen
Eine der größten Vorteile aus unserer Sicht ist die Möglichkeit, eine Stadt, ein Land oder einen Ort durch die Augen eines Einheimischen zu erleben. Dein Gastgeber kann dir wertvolle Insider-Tipps und Empfehlungen geben, die du in keinem Reiseführer findest. Sie können dir sagen, wo du das beste Essen bekommst, wo du die besten Sehenswürdigkeiten findest und wie du dich am besten in der Stadt bewegst (oder auch von welchen Ecken du dich fern halten solltest). Stell dir vor, du wirst selber GastgeberIn in deiner eigenen Stadt. Du könntest deinem Couchsurfing Gast dein Lieblingscafé, deinen Lieblingsdöner und die besten Bar am Freitagabend zeigen. Du könntest Einblicke in deinen Alltag geben, zeigen was du gerne am Wochenende machst und kulturelle Geflogenheiten teilen. Erfahrungsgemäß lernst du dabei immer noch eine große Portion über dich selbst. Solche Einblicke würde man durch keinen Hotelaufenthalt bekommen. Durch Couchsurfing wirst du für eine kurze Zeit Teil einer Familie und hast somit die Möglichkeit, auf authentische Weise das echte Leben, die Kultur, lokale Bräuche und Traditionen der Einheimischen hautnah kennenzulernen und besser zu verstehen. Im Idealfall fühlt es sich so an als würdest du einen alten Freund oder eine alte Freundin besuchen.
Beispiel 1: Jaipur, Indien
Wir hatten das Glück Jaipur in Indien durch die Augen von Naman kennezulernen. Naman zeigte uns die versteckten Perlen der Stadt, die wir ohne ihn nie gefunden hätten. Er brachte uns zu seinem Lieblings-Frühstücksrestaurant, wo wir das beste Indori Poha der Stadt probierten. Naman sprach mit uns viel über den Druck der arrangierte Ehe, die noch heute einen Großteil der Eheschließungen in Indien ausmacht. Er stellte uns seiner Freundin Vaishali Bhagat vor, die als erste Frau Indiens alle vier Ecken des Landes alleine mit dem Motorrad bereist hatte. Sie widerum stellte Kontakt zu einer pakistanischen Biker-Gruppe her, die uns zu einem späteren Zeitpunkt unserer Reise als Ehrengäste ins iranische Konsulat in Lahore einludt. Solche Geschichten wären durch einen gewöhnlichen Hostelaufenthalt niemals zustande gekommen.
Beispiel 2: Tartu, Estland
In Estlands Kulturhauptstadt Tartu couchsurften wir 4 Nächte mit Liesi und ihrem Partner Andres. Sie wohnten in einem urigen Viertel der Stadt, das für seine historischen Hölzhäuser berühmt ist. Es fühlte sich an, als wären wir zu Besuch bei alten Freunden. Bei frischen Erdbeeren aus dem Garten philosophierten wir auf ihrer Terrasse über Zukunftsträume, Energiekrise und einprägsame Reiseerfahrungen. Nach Feierabend gab sie uns private Stadtführungen und zeigte uns ihre Lieblingsecken der Stadt, die 2024 übrigens Europäische Kulturhauptstadt wird. Andreas ist Inhaber des lokalen Art House Kinos Elektriteater. Im Zuge einer Diskussion, was denn nun sein Lieblingsfilm sei, ludt er uns kurzerhand ein, eine private Vorstellung in seinem Kino zu sehen. Und so schauten wir gespannt den französisch-belgischen Art House Film „Raw“ von Julia Ducournau, zu zweit allein, bei frischer Rosenlimonade im Elektriteater. Und das nur Dank Couchsurfing.
2. Treffe interessante Menschen
Über Couchsurfing triffst du Gleichgesinnte und super interessante Menschen aus der ganzen Welt, mit denen du sonst niemals in Kontakt gekommen wärst. Wir scherzen oft, dass es wie Speed-Dating für Freundschaften sei. Insbesondere wenn du alleine reist, ist es eine großartige Möglichkeit, neue Kontakte vor Ort zu knüpfen und neue Freunde zu finden. Deine Gastgeber können dich widerum mit anderen Einheimischen und Reisenden bekannt machen, die wieder neue Perspektiven oder Türen öffnen können.
Beispiel 1: Murcia, Spanien
Auf unserer Europa Reise 2018 erstellten wir einen öffentlichen Trip auf Couchsurfing. Andere Mitglieder hatten somit Einblick in die unterschiedlichen Stationen, die vor uns lagen. In Alicante couchsurften wir mit Ana und Juan, die uns mit kaltem Bier und einer warmen Mahlzeit empfingen. Sofort fühlten wir uns wie zu Hause. Jonathan sah unseren öffentlichen Trip, ergriff Initiative und ludt uns kurzerhand ein, ihn in dem Sommerhaus seines Großvaters in den Orangenplantagen rund um Murcia zu besuchen. Sein Profil klang so interessant, dass wir ihn einfach kennenlernen mussten. Per Anhalter fuhren wir bis in die Nähe des Ortes, in dem er wohnte. Dort holte er uns ab. Jonathan hatte zwei Hunde, Enten, Truthähne, Hühner und eine Ziege. In seinem Haus hatten wir unser eigenes Zimmer mit einem großen Doppelbett, in dem wir uns einquartieren konnten. Wir lernten schnell, dass Jonathan genauso reisebesessen war wie wir. Er kam erst kürzlich von einem 7-monatigen Trip durch Südostasien zurück, bei dem er weniger als 1.700 Euro ausgeben hatte. Er erzählte uns von seiner Housesitting Erfahrung in Thailand, wo er für einige Wochen auf ein Yoga Studio aufpasste und sich größenteils von den frischen, süßen Mangos aus dem Garten ernährte. Er berichtete von der Zeit, wo er mit einer vietnamesischen Familie im Dschungel für 3 Wochen Kokosnusseiscreme herstellte. Wir hatten keinerlei solcher Geschichten zu erzählen. Wir wollten unseren Reisestil ändern und somit wuchs die Offenheit Plattformen wie Couchsurfing eine Chance zu geben.
Da Jonathan tagsüber arbeiten musste, hatten wir das Haus für uns allein. Mittags kam des öfteren Jonathans Opa vorbei und kochte für uns alle. Obwohl wir uns nur mit Händen und Füßen verständigen konnten, verstanden wir uns blendend. Abends kochten Jonathan, Henrik und ich zusammen, tranken Cider auf dem Flachdach des Hauses und beobachteten die Sonne wie sie langsam hinter den Orangenplantagen am Horizont verschwand. Nachdem wir uns so blendend verstanden, verlängerten wir unseren Aufenthalt Tag für Tag. Jonathan lieh uns sogar sein Auto, damit wir die Umgebung erkunden konnten. Am Wochenende machten wir gemeinsam Ausflüge und erkundeten nahegelegene Wasserfälle und Höhlen mit Freunden von ihm. Den anderen Tag halfen wir Jonathan dabei, in seinem Garten Unkraut zu jäten und pflanzten mit ihm Gemüse an. Da wir in Spanien waren, um die Hochzeit eines Studienfreundes von mir zu feiern, mussten wir uns nach einer Woche schließlich verabschieden. Wäre die Hochzeit nicht gewesen, ich bin mir sicher, dass wir heute Jonathans Mitbewohner wären.
Beispiel 2: Lucknow, Indien
In Lucknow, Indien couchsurften wir mit Harsh, einem 69-jährigen pensonierten Colonel aus der indischen Armee, der unsere Reise durch Indien in vielerlei Hinsicht nachhaltig prägte. Er kämpfte in Sri Lanka und verzeichnete Einsätze im Iraq. Er trainierte die tibetische Armee und wurde als Dankeschön zu einer persönlichen Audienz von dem Dalai Lama höchpersönlich eingeladen. Mit Harsh feierten wir das indische Farbenfest Holi im Ursprungsort Vrindavan & Mathura, durchquerten gemeinsam auf einem 1-wöchigen Motorradtrip die nepalischen Gebirgsketten bis in den heiligen Ort Muktinath in Lower Mustang, und wurden über Monate hinweg ein Teil seiner Familie.
3. Werde Teil einer Community
Couchsurfing ist mehr als nur eine Möglichkeit, eine kostenlose Unterkunft zu finden. Hinter der Plattform steckt eine starke Community, ein großes Netzwerk an gleichgesinnten Menschen, die gerne reisen, ihre Erfahrungen teilen, und einander helfen. Vertrauen ist hier die wertvollste Währung. Egal, wo du dich auf der Welt bewegst, du kannst auf die Hilfe aus dem Netzwerk bauen. Es ist genau dieser Zugang zu den Menschen und deren Netzwerk, der die Plattform so wertvoll macht.
Beispiel 1: Lahore, Pakistan
Pakistan ist das beste Beispiel dafür, wie dir nur eine einzige Couchsurfing Erfahrung dir ein ganzes Land eröffnen kann. In Lahore couchsurften wir mit Jami, einem Steuerberater mit pakistanischer und britischer Staatsbürgerschaft. Er besaß zwei Häuser mit 9 Zimmern – 3 davon waren reserviert für CouchsurferInnen. Jeden Couchsurfer, den er bei sich aufnahm, stellte er Usman vor, der Reisenden unter dem Projekt „Mission Positive Pakistan“ versuchte, ein zeitgemäßes Bild und Eindruck seines Landes zu verschaffen. Somit wurde jeder Gast auswärts zum Frühstück eingeladen, um hier bewusst Raum und Zeit für Fragen zu Pakistan und dem Islam zu schaffen. Die Couchsurfing Community in Pakistan ist sehr groß und wir haben oft bemerkt, wie engagiert die Mitglieder sind, das Image des Landes nachhaltig positiv zu verändern. Sie organisieren „CS Hangouts“, Gruppen-Ausflüge und leisten diverse Hilfestellungen über WhatsApp Gruppen, die dir widerrum Zugang zu einem riesigen Netzwerk in Pakistan ermöglichen. Durch unseren ersten Couchsurfing-Gastgeber in Lahore wurden wir an viele weitere Hosts im Land verwiesen, u.a. zu waschechten Prinzen, den Prinzenbrüdern von Nagar in Gilgit-Baltistan. Aus 130 Nächten in Pakistan verbrachten wir 13 Nächte in bezahlten Unterkünften. Die restlichen Nächte kamen wir bei Couchsurfern unter, nahmen Einladungen an, übernachteten bei Freunden und Freundesfreunden, oder gingen zelten. Couchsurfing hat uns den Start in unser Pakistan-Abenteuer in vielerlei Hinsicht erleichtert: Es hat uns geholfen, uns in diesem von Vorurteilen belasteten Land gleich wohlzufühlen, ein besseres Verständnis von dieser für uns neuen Kultur zu entwickeln, uns Ängste zu nehmen; und uns Möglichkeiten zu eröffnen, von denen wir nie träumen gewagt hätten (z.B. Off-roading in den Landstrichen um Peshawar an der Grenze zu Afghanistan, ein Abendessen mit einem der Berater des ehemaligen Premierministers Imran Khan, das Probieren des besten Namkeen Tikka in Peshawar, die Eröffnung eines Pferde-Polo Spiels in den Bergen von Chitral).
Beispiel 2: Imphal, Indien
Aby und Ari waren unsere ersten Couchsurfing-Gastgeber im Nordosten Indiens. Aus den 2 geplanten Nächten wurden schnell 3 Wochen. Sie und ihre Familie waren es, die uns schließlich geholfen haben, eine gebrauchte Royal Enfield Himalayan zu kaufen und als Ausländer ohne Wohnsitz in Indien die entsprechenden Papiere aufzubringen. Dieses Motorrad haben wir mittlerweile bis nach Norwegen gefahren. Aby stellte den Kontakt zu seinem Finanzberater Harshit her, der uns widerum in Shillong als seine Gäste willkommen hieß.
4. Spare Geld & reise länger
Auch wenn es nicht die Hauptmotivation sein sollte, ist Couchsurfing eine gute Möglichkeit, um Geld zu sparen und somit mehr Budget für Aktivitäten und Abenteuer während deiner Reise zu haben. Bis auf die jährliche Mitgliedschaft in Höhe von 15,00€ ist Couchsurfing kostenlos (diese Gebühr wird übrigens nur für Reisende aus westlichen Ländern erhoben). Sollte ein Gastgeber nach Bezahlung fragen, sollte dies ein Warnsignal für dich sein. Halte im Hinterkopf, dass du dir zwar die Nacht in einem Hotel oder Guesthouse sparst, du deinen Gastgeber jedoch nicht als kostenlose Unterkunft ausnutzen solltest. Der Austausch ist kein finanzieller, sondern ein kultureller. Du solltest in der Stimmung sein zu socialisen und dich auf fremde Menschen einzulassen. Solltest du nicht in Stimmung für Gesellschaft sein, dann empfehlen wir dir lieber ein Zimmer zu buchen.
Viele Menschen, die sich noch nie mit Couchsurfing beschäftigt haben, glauben oft, dass wir Couchsurfing in erster Linie nutzen würden, um Geld für Unterkünfte zu sparen. Dies sollte niemals deine Hauptmotivation zu sein. Auf unserer 699 Tage-Überlandreise von Vietnam nach Deutschland haben wir nur für 20% aller Übernachtungen gezahlt. Sicherlich haben wir dadurch viel Geld gespart. Doch die Abenteuer, der Austausch und die Einblicke durch die Begegnungen mit den Einheimischen standen immer an erster Stelle.
Beispiel 1: Tromsø, Norwegen
Norwegen zählt zu den 10 teuersten Ländern der Welt. Für eine budgetschonende und kulturelle Reise erstellten wir für unsere letzte Reise nach Tromsø in Nord-Norwegen einen öffentichen Trip auf Couchsurfing. Hier kannst du mit anderen Mitgliedern deine geplante Reiseroute teilen und deine Bereitschaft für mögliche Treffen signalisieren. Wir wurden kurzerhand von Ekatharina eingeladen, bei ihr und ihrem Partner in Tromsø unterzukommen. Das russische Pärchen war erst kürzlich in die Stadt gezogen und freute sich auf einen Austausch mit anderen Reisenden. Ihr Profil und ihre Referenzen hatten uns gleich überzeugt und wir freuten uns sehr darauf von den beiden mehr über Russland zu lernen. Vor Ort erkundeten wir gemeinsam die Eismeerkathedrale, unternahmen eine kleine Wanderung mit einer tollen Aussicht auf die Stadt, kochten gemeinsam Hinkali, Georgische Teigtaschen, und lernten mehr über das Aufwachsen in Sibirien.
Beispiel 2: Madrid, Spanien
Auf unserer Europareise 2018 reisten wir per Anhalter durch Spanien. Nach fantastischen Couchsurfing Erfahrungen in Alicante und Murcia wollten wir auch die Hauptstadt Madrid durch die Augen der Einheimischen entdecken. Da Unterkünfte in europäischen Hauptstädten grundsätzlich kostenintensiver sind als andere Reiseziele, erhalten hier Gastgeber oft unzählige Couchsurfing-Anfragen pro Tag. Wir verschickten um die 100 Anfragen an potentielle Gastgeber in der Stadt, ohne Erfolg. Sicher wollten wir versuchen die teuren Hotelkosten zu umgehen, doch in erster Linie wollten wir die Stadt anders kennenlernen, so wie uns die Begegnungen in Alicante und Murcia schon begeistert hatten. Wir teilten auch hier eine öffentliche Route und erhielten schließlich in letzter Minute eine Einladung von Arnaud. Lustigerweise hatte sich der in Madrid lebende Franzose erst einen Tag zuvor, auf der Rückreise seines Costa Rica Urlaubs, ein Couchsurfing Profil angelegt und kurzerhand entschieden uns als seine ersten Gäste einzuladen. Es war, als würden wir einen alten Freund wiedersehen. Die Chemie hat sofort gestimmt, was sich in interessanten Gesprächen und Lachfalten widerspiegelte.
Tipp: Grundsätzlich sind aktive Einladungen von Gastgebern als Antwort auf öffentliche Trips vielversprechend für eine positive Couchsurfing Erfahrung, da sie Initiative ergreifen und somit ein besonderes Interesse mitbringen.
Unser Fazit: Couchsurfing – die für uns schönste Art zu reisen
Dies sind nur einige von den vielen Geschichten, die wir auf unseren Reisen durch Couchsurfing erlebt haben. Sicher gab es auch Erfahrungen, bei denen wir mit den Gastgebern nicht 100% auf einer Wellenlänge waren. Die überwiegende Mehrheit unserer Gastgeber haben wir jedoch in unsere Herzen geschlossen, stehen bis heute mit vielen von ihnen in Kontakt und werden sie nach Möglichkeit auf zukünftigen Reisen besuchen.
Die Menschen, die man kennenlernt, die Geschichten, die man erzählt bekommt, das lokale Essen, das man probiert, sind alles Dinge, die Touristen auf Reisen oft verpassen. Man besucht einen Ort, ohne ihn wirklich zu sehen. Wer kann schon sagen, dass er einen Ort gesehen hat, wenn er nicht aus dem typischen Viertel hinauskommen ist, in dem sich ein Touristenladen an den nächsten reiht und kein einziges Wort mit einem Einheimischen wechselt, der nicht in der Tourismusbranche arbeitet? Für uns ist Couchsurfing die schönste Art, die Welt zu bereisen. Bist du neugierig geworden? Dann gib Couchsurfing eine Chance und probier es auf deiner nächsten Reise aus. Du wirst es nicht bereuen. Wenn du unsicher bist und Fragen zu deinem Profil oder Anschreiben hast, dann schicke uns gerne eine Nachricht.
P.S. Hier kannst du dir gerne unser Couchsurfing Profil ansehen und mit uns connecten.